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Hallo Christina,
ja schade, dass du nicht bei den Hyänen warst, das fand ich super und es ist ein unbeschreibliches Gefühl dem Tier in die Augen zu sehen. Habe auch was dazu im meinem Blog Geschrieben, vielleicht ist es interessant für das nächste Mal.
Liebe Grüße
Jens
Hallo Jens,
es hat sich damals leider nicht ergeben, aber ich glaube dir auf jeden Fall, dass es ein ganz besonderes Erlebnis war! Falls ich nochmal nach Harar kommen sollte, darf ich mir das wirklich nicht entgehen lassen. 😉
Liebe Grüße
Chrissy
Auf dem Weg nach Somalia war ich 2008 für einige Tage in Harar. Hier ein Auszug aus meinem Buch “In siebzig Jahren um die Welt”, welches am 17. Juni bei Ullstein erscheinen wird:
„Do you need a guide?“, fragt der junge Mann im grünen T-Shirt. Auf dem Weg nach Somalia im Jahre 2008 bleibe ich für einige Tage in der den Muslimen heiligen äthiopischen Stadt Harar, die auf einer Höhe von 1850 Metern liegt. Nicht nur der Junge, sondern viele Guides wollen mir ihre Dienste anbieten. Da ich viel Zeit habe und es bevorzuge, alleine durch die Gassen zu schlendern, erkläre ich ihnen, ich wäre am Tag vorher mit einem Führer unterwegs gewesen und würde den Ort mittlerweile ganz gut kennen. Das ist zwar eine Notlüge, wirkt aber Wunder. Schmale Gassen winden sich durch ein Gewirr von flachen Lehmhäusern mit Wellblechdächern. Menschen drängen durch das Chaos, Frauen in bunten Gewändern verkaufen Qat, Blätter einer Pflanze, die wirkt wie Amphetamin. Wer die Blätter kaut, wird angeblich euphorisiert, glücklich. Als ich 1993 im Jemen war, habe ich mir so ein „Grasbüschel“ gekauft, die Blätter zerkaut und in die rechte Backe geschoben um sie dort fermentieren zu lassen, so wie ich es bei den einheimischen Männern gesehen habe. Außer einem tauben Gefühl im Mund habe ich nichts gespürt, von Glück keine Spur.
Männer liegen mit dicken Backen träge vor den Häusern, Blinde werden von Kindern geführt, Krüppel und Leprakranke recken ihre Hände, oder was davon übrig ist, bittend in meine Richtung. Schulmädchen mit Kopftuch reden fröhlich auf mich ein, Jungs fragen höflich: „What is your name?“ Medressen (Koranschulen) und Moscheen künden davon, dass ich in einer heiligen Stadt des Islam bin.
In Harar verbrachte der französische Poet Arthur Rimbaud seine letzten Lebensjahre, bevor er krank wurde und mit 37 Jahren starb. Hier, in der tausendjährigen abessinischen Stadt, schrieb er nicht mehr, er handelte, unter anderem mit Waffen. Heute erinnert ein großes Kaufmannshaus mit Holzfassade an den Dichter.
„Ich liebte die Wüste, die versengten Obstgärten, die verstaubten Läden, die schal gewordenen Getränke. Ich schleppte mich durch die stinkenden Gassen, und mit geschlossenen Augen gab ich mich der Sonne hin, der Göttin des Feuers“, hatte er vor seinem Abschied aus Europa geschrieben – als wüsste er bereits, dass seine Reise ihn bis nach Afrika führen würde.
In einem kleinen versteckten Restaurant esse ich eine riesige Portion Eintopf mit Ziegenfleisch, bevor ich mich auf den Weg zur Stadtmauer mache. Ich kratze die letzten Reste aus dem Teller, es hat köstlich geschmeckt.
Die Dämmerung ist in stockdunkle Nacht übergegangen. Spärliches Licht dringt aus verstaubten Fenstern, am Firmament funkeln die Sterne. Ich mache mich gestärkt auf den Weg zur Stadtmauer. Der Hyänenmann ist ein schmächtiger Bursche von vielleicht 18 Jahren. Abbas hat den Brauch des Hyänenfütterns von seinem Vater erlernt und der von seinem, so geht es seit Generationen. Er setzt sich mit einem Blecheimer voll Esel- und Kamelfleisch auf einen Stein.
„Nur wenn sie hinkt, beißt die Hyäne“, besagt ein äthiopisches Sprichwort. Scheu nähert sich die erste Hyäne, sie hinkt nicht, ein ganzes Rudel folgt. Abbas spießt ein Stück Fleisch auf einen Stock, nimmt diesen zwischen die Zähne. Die erste Hyäne schleicht heran, kommt seinem Gesicht mit ihrer Schnauze so nahe, dass Zuschauer die Luft anhalten, und schnappt sich den Happen.
Zögerlich folgen die anderen Tiere, das Prozedere wiederholt sich. So geht es eine Weile, bis er mir urplötzlich den Stab mit einem Stück Fleisch reicht. Zwischen die Zähne stecke ich ihn nicht, aber ich nehme ihn vorsichtig in die Hand. Eines der großen Tiere schleicht zu mir herüber, hinkt es? Offensichtlich nicht, denn es schnappt nur nach dem Fleischhappen und verschwindet lautlos. Die Tiere schleichen sich so leise davon, wie sie gekommen sind. Das Klappern des leeren Eimers ist das erste Geräusch, das ich höre, seit der Hyänenmann uns mit einem knappen „Salam“ begrüßt hat.
Danke für deine zusätzlichen Eindrücke! 🙂